Weitere Studien
Deutsche Zusammenfassung (PDF)
Erschienen in: Froners in Aging, Vol 4, S. 1090087, 4.5.2023
Orginaltitel: Altered coordinaon strategies during upright stance and gait in teachers of the Alexander-Technique
Fragestellungen:
Im Alter verschlechtern sich oft Haltung und Bewegung. Die AlexanderTechnik ist eine Methode, die ohne Übungen die tägliche Haltung und Alltagsbewegungen
verbessern kann. Die Koordination von Haltung und Bewegung von 19 AT-Lehrer:innen (AT-Gruppe) zwischen 55 und 72 Jahren wurde mit der einer gleichaltrigen Gruppe (Kontrollgruppe) von 20 Personen verglichen. Unterschiede in der Dynamik des aufrechten Stand und des Gangmusters wurden mit 3D intertial sensors untersucht. Zeigen ältere Lehrer:innen der Alexander-Technik Haltungs- und Bewegungsmuster wie sie eher für jüngere Menschen typisch sind?
Erschienen in: Midwifery, Vol. 103, Dezember 2021
(doi: 10.1016/j.midw.2021.103155. Epub 2021 Oct 1. )
a) Institute of Health Research, University of Exeter Medical School, Exeter, Devon EX1 2HZ, UK
b) Faculty of Health Sciences, University of Hull, Hull HU6 7RX, UK
Erschienen in: European Journal of Integrative Medicine 46 (2021) 101371 https://doi.org/10.1016/j.eujim.2021.101371
erschienen in: Kinesiology Review, (Ahead of Print). https://doi.org/10.1123/kr.2020-0026 (externer Link). © 2020 Human Kinetics, (auch auf www.alexandertechniquescience.com (externer Link) nachzulesen)
erschienen in: Human Movement Science 64 (2019) 108-122
Ryan Cunningham und Alison Loram Cognitive Motor Function Group, Manchester Metropolitan University
Veröffentlicht in: IEEE Transactions on Neural Systems and Rehabilitation Engineering. Vol. 25. No.4, April 2017
Veröffentlicht 2015, Dissertation, Universität Mozarteum Salzburg
Joseph Weissenberg (2015) Alexander-Technik und Bühnenpräsenz (Thesenpapier und Abstract, PDF)
These
Alexandertechnik verändert das Körperbewusstsein und die Denkgewohnheiten. Sie
wirkt dadurch positiv auf die Qualität von professioneller, musikspezifischer
Bühnenpräsenz
Methode
Stichprobe: 5 Studenten 3 Blockflöten1 Fagott, 3 Querflöte, 2 davon abgebrochen
Einzelunterricht: ein Semester
Gruppenstunden: Auftreten vor einem Publikum
Messungen: Körper, Gelenks- und Bewegungsmessungen
Test: zu Spannungstransfer und propriozeptiver Wahrnehmung
Filmaufzeichnung: zu Beginn und Ende des Semesters:
Inhalt der Aufnahmen: Auftritt und Abgang, Verbeugung, Begrüßung, instrumentales Spiel – einmal mit, einmal ohne Instrument, Bewegungskoordination auf einer Drehscheibe, Hinsetzen und Aufstehen. Das Ganze zusammengefasst zu kurzen Clipsequenzen.
Fremdbeurteilung: Clipsequenzen wurden einem Publikum bestehend aus Lehrern und
Schülern der AT und Musikstudenten gezeigt und bewertet
Fazit
Insgesamt kann aufgrund der Forschungsergebnisse eindeutig festgestellt werden, dass
die Alexandertechnik die Körperwahrnehmung und die Wirkung auf die
Bühnenpräsenz signifikant erhöht.
Durch diese Basisstudie ist es erstmals gelungen die Bühnenpräsenz als messbare Einheit in Erscheinung treten zu lassen. Für die Musikpädagogik bedeutet dies, dass es möglich ist Bühnenpräsenz und Podiumssicherheit auch in diesem Bereich bewusst zu studieren und einzuüben. Somit stellt die Arbeit mit der Alexandertechnik einen unverzichtbaren Anteil zur Vorbereitung und Ausführung eines Bühnenauftrittes dar.
Aufgrund des Untersuchungsergebnisses gestattet, zu folgenden Aussagen zu kommen:
1. Die psycho-physische Einheit fördert ein bewusstes Auftrittsverhalten.
2. Bewegungsabläufe werden durch die Alexandertechnik harmonischer, koordinierter und
damit auch publikumswirksamer.
3. Denkprozesse werden differenzierter und disziplinierter.
4. Koordinierte Bewegungsabfolgen und das Wissen um die Mechanik bewirken ein
Bewusstsein für die Wirkungen von Handlungen.
5. Das Publikum erkennt durch die Alexandertechnik kinästhetische Vorgangsweisen im
Künstler und interpretiert sie als positiv.
6. Sicheres Auftreten fördert spontan eine positive Einstellung des Publikums zum Künstler.
7. Die Prinzipien der Alexandertechnik helfen, die propriozeptive Wahrnehmung zu steigern.
8. Es bedarf einer konstanten Weiterentwicklung der Alexandertechnik und etabliert einen
lebenslangen Lernprozess.
9. Die Vpn haben in den angebotenen Unterrichtseinheiten eine für das Publikum deutlich
sichtbare Veränderung erreicht.
10. Der Künstler wirkt psychisch stabiler und emotionaler.
11. Die Gesamterscheinung des Künstlers ist authentischer.
Reprints and permissions: sagepub.com/journalsPermissions.nav DOI: 10.1177/1545968315570323 nnr.sagepub.
Die Parkinson-Erkrankung ist mit einer nach vorn gebückten Haltung, erhöhter Körper-schwankung und verringerter Beweglichkeit verbunden.Neben der medikamentösen Behandlung von Parkinson haben Bewegungspraktiken basierend auf bewusst körperbezogener Aufmerksamkeit vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Dabei geht es nicht nur um den Bewegungsablauf, sondern auch um die Qualität der Bewegung.Die Alexander-Technik ist eine Methode, die über das Bewusstsein arbeitet, um Haltung und Beweglichkeit zu verbessern, indem muskulärer Überaktivität und gewohnheitsmäßiger Fehlhaltung vorgebeugt wird, während gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die ausgewogene Aufrichtung ausgerichtet ist. Die Forschung lässt vermuten, dass Alexander-Technik die körperlichen Einschränkungen von Parkinson reduziert. Allerdings ist der Mechanismus, wie das geschieht noch ungeklärt.
Können Anweisungen basierend auf der Alexander-Technik die Steifheit im Rumpf verringern und die Haltung mehr aufrichten im Sinn einer ausgewogeneren Ausrichtung?
Haben diese Anweisungen bezüglich der axialen Aufrichtung, der Steifheit, des Schwankungs-verhaltens und der Beweglichkeit eine andere Wirkung als Anweisungen, die auf gesteigertem aktivem Muskeleinsatz beruhen?
20 Teilnehmenden mit moderater Parkinson-Erkrankung unter Medikation wurden mit drei verschiedenen Anweisungen unterrichtet: Lighten up basierend auf der Alexander-Technik, Pull up auf aktiver Muskelarbeit beruhend und Relax als Kontrollsetting. (Anmerkg.: auf eine deutsche Übersetzung der Anweisungen wird bewusst verzichtet. Die Studie wurde in Englisch mit Englisch sprechenden Probanden durchgeführt. Die ausführlichen Texte können in der Studie nachgelesen werden.)Anschließend wurden mit den unterschiedlichen Anweisungen jeweils drei gleiche Aufgaben gestellt und bei ihrer Durchführung verschiedene Parameter gemessen: Widerstand gegen passive axiale Rotation zwischen Becken und Schultergürtel, 30 Sekunden stillstehen und selbst initiierte Schritte von einer Kraftmessplatte.Beim Stillstand wurden an Fuß- und Handgelenken, am Brustbein und an der LWS die dreidimensionale Beschleunigung und Rotation gemessen; bei den Schritten waren zusätzlich zur Kraftmessplatte reflektierende Marker am Kopf, Schulter und Becken.
Die Reihenfolge der Messungen war innerhalb der Gruppe verschieden, jede Aufgabe wurde mit jeder Anweisung dreimal wiederholt.
Der axiale Muskeltonus war signifikant geringer bei Lighten up als bei Relax und etwas geringer als bei Pull up. Der axiale Tonus war somit anpassungsfähiger bei Lighten up.
Die Körperschwankung in anterior-posteriorer (vorn-hinten) Richtung bei Lighten up signifikant geringer als bei den beiden anderen Anweisungen; bei den Schwankungen medio-lateral (seitlich) war der Unterschied etwas geringer.Aufrichtung: die Kopfhöhe war bei Lighten up höher als bei Relax; die Kopfvorwärtshaltung war bei Relax am Größten. Bei der Pull up Anweisung war der Kopf am weitesten hinten.Selbst initiierte Schritte: in anterior-posteriorer Richtung waren kaum Unterschiede messbar. In seitlicher Richtung veranlasste Lighten up weniger Abweichungen als Relax und Pull up.
Normalerweise umfasst der AT- Unterricht 30minütige Einheiten mit manuellem Kontakt. Diese Studie vermittelte nur eine kurze verbale Information zur Alexander-Technik. Im Vergleich zu einem Ansatz mit aktiver anstrengender Muskelarbeit zeigten sich positive Effekte in dem Ausmaß der Körperschwankung, der Muskelsteifheit im Rumpf und der Weichheit der Bewegung.Es ist offen, wie anhaltend die gemessenen Effekte sind und ob sie auch in fortgeschrittenerem Krankheitsstadium auftreten.Die Autoren empfehlen, zu prüfen, in wie weit die Verbindung von Alexander-Technik mit anderen Körpertherapien oder Übungen für Betroffene hilfreich sind und dabei auch Patienten mit weiter fortgeschrittener Erkrankung einzubeziehen.
Veröffentlicht 2014, Journal of Neurophysiology
Artikel (Journal of Neurophysiology)
Deutsche Zusammenfassung als PDF
Journal of Neurophysiology, J Neurophysiol 112:719-729, 2014. First published 14 May 2014
Kurzbeschreibung
Frühere Studien lassen die Hypothese plausibel erscheinen, dass die automatische Haltungskoordination (anti-gravity postural support) Auswirkungen auf Bewegungsabläufe hat. Cacciatore et al. wählen die Bewegung „vom-Sitzen-zum-Stehen“ (Sit-to-stand) als Bezugsrahmen, um Mechanismen gegenseitiger Beeinträchtigung der motorischen Teilaufgaben Bewegung, Balance und Haltung zu überprüfen. Dazu werden Daten von 10 gesunden, untrainierten Erwachsenen (GU) und von 10 Alexander-Technik-Lehrern (AT) beim Aufstehen unter unterschiedlichen Bedingungen erhoben. AT-Lehrer zeigen eine höhere Fähigkeit, mit gleichmäßiger Geschwindigkeit fließend aufzustehen. Die Datenanalyse und Simulationen mit einem Computermodell zeigen, dass die Haltungskoordination einen hohen Einfluss auf die Bewegungskoordination hat, bzw. dass eine ungünstige Haltungskoordination alltägliche Bewegungsabläufe hochgradig beeinträchtigen können. Dies sollte auch bei der Entwicklung von Bewegungstrainings für ältere Menschen berücksichtigt werden.
Hintergrund
Schwierigkeiten bei der Ausführung komplexer Bewegungen können auf allen Fähigkeitsniveaus vorkommen – ein hochtrainierter Tänzer kämpft möglicherweise mit der Ausführung einer Arabesque, ein älterer Mensch hat vielleicht Schwierigkeiten damit, von einem Stuhl aufzustehen. Jede Handlung des gesamten Körpers erfordert es, gleichzeitig folgende motorische Teilaufgaben zu koordinieren: 1) die Ausführung des Bewegungsplans (Bewegung), 2) Sicherstellen, dass der Körperschwerpunkt über dem Unterstützungspunkt balanciert wird (Balance), und 3) Verhindern eines Kollabierens der Haltung im Bezug zur Schwerkraft (Haltung). Diese Komponenten können sich wechselseitig beeinträchtigen, wodurch es zu Störungen im Bewegungsablauf kommen kann. (Beim Aufstehen von einem Stuhl würde sich dies beispielsweise durch ein „Zurückplumpsen“ zeigen.) Aber: Wie kommt es dazu?
Ziel der Studie
Aufgrund früherer Studien schien die Hypothese plausibel, dass sich die automatische Haltungskoordination (anti-gravity postural support) auf Bewegungsabläufe auswirkt. Cacciatore et al. wählen die Bewegung vom Sitzen zum Stehen (Sit-to-stand) als Paradigma, um Mechanismen der wechselseitigen Beeinträchtigung der motorischen Teilaufgaben Bewegung, Balance und Haltung zu überprüfen. Ziel der Studie ist es, mögliche alternative Erklärungen zu prüfen und ein Modell zu entwickeln, wie Haltung auf Bewegung einwirkt.
Methode
Versuchspersonen: Eine Gruppe von 10 Alexander-Technik-Lehrern (AT) wurde mit einer Gruppe gesunder untrainierter Erwachsenen (GU) verglichen. Die Kontrollgruppe hatte keine gesundheitlichen Probleme und war in Bezug auf Alter, Geschlecht, Gewicht und Größe mit der AT-Gruppe vergleichbar (matched sample).
Experiment: Die Teilnehmer sitzen auf einem Stuhl und werden gebeten, mit gleichmäßiger Geschwindigkeit aufzustehen. Die Sitzposition (Stuhlhöhe, Gesäßposition, Abstand der Füße zueinander) ist genau festgelegt. Variiert wird:
A) Geschwindigkeit. Die Teilnehmer sollen in 1 Sekunde, 2 Sekunden, 4 Sekunden oder 8 Sekunden aufstehen. Sie werden gebeten, mit gleichbleibender Geschwindigkeit aufzustehen.
B) Position der Füße. Die Teilnehmer platzieren Ihren Unterschenkel entweder senkrecht (0°) oder leicht gebeugt (10° und 20°), so dass die Füße näher am Stuhl stehen.
Messung: Über Kraftmessplatten im Stuhl und unter den Füßen wurde die Gewichtsverteilung über die Zeit festgestellt. Ein Bewegungserfassungssystem registrierte die Bewegungen der Versuchspersonen. Mit den gesammelten Rohdaten wurden folgende Werte ermittelt und analysiert:
- Dauer der Bewegung
- Gewichtsverlagerung: Die Gewichtsverlagerung wurde über die Aufstehzeit ermittelt. Dabei wurden die maximalen Kräfte der Knie- und Hüftextensoren (Knie- und Hüftstrecker) errechnet.
- Geschwindigkeit des Schwerpunkts: Die Vorwärtsbewegung des Rumpfs wurde quantitativ durch die Geschwindigkeit des Schwerpunkts bestimmt. Dazu wurden die mit dem Bewegungserfassungssystem gewonnenen Daten verarbeitet und in ein kinetisches Computermodell umgewandelt.
- Balance auf beiden Füßen: Diese wurde erhoben durch die Messung der Distanz zwischen dem Zentrum der Masse des ganzen Körpers und dem kombinierten Zentrum des Drucks der Füße zum Zeitpunkt des Aufstehens. Positive Werte zeigen an, dass zum Zeitpunkt des Verlassen des Stuhles („seat-off“) der Körperschwerpunkt vor dem Mittelpunkt des Auflagedrucks beider Füße liegt.
Ergebnisse
Gewichtsverlagerung:
Bei sämtlichen Versuchsbedingungen zeigte sich bei der GU Gruppe eine kürzere Dauer der Gewichtsverlagerung, verbunden mit einem rascheren Anstieg des Drucks auf die Füße als bei den AT-Lehrern. Auffällig war, dass unter der Bedingung „längere Aufstehzeit“ die GU Gruppe nicht in der Lage war, die Dauer der Gewichtsverlagerung zu verlängern.
Geschwindigkeit des Schwerpunkts:
Beide Gruppen zeigten bei kurzer Ausführungsdauer der Aufgabe (1-2 Sek.) eine Steigerung der Geschwindigkeit des Schwerpunkts kurz vor dem Verlassen des Stuhles, allerdings war die Geschwindigkeit der GU Gruppe beinahe doppelt so hoch wie die der AT-Lehrer. Für die langsamste Bewegung (8 Sekunden) blieb die Geschwindigkeit des Schwerpunkts vor dem Aufstehen bei AT-Lehrern annähernd gleich, während Teilnehmer der GU Gruppe kurz vor dem Aufstehen ihre Geschwindigkeit des Schwerpunkts erhöhten. Trotz wiederholter Bitte waren sie nicht in der Lage, mit gleichbleibender Geschwindigkeit aufzustehen.
Bei beiden Gruppen war die Maximalgeschwindigkeit des Schwerpunkts umso höher, je weiter vorne die Füße standen. Dies deutet darauf hin, dass eine Geschwindigkeitserhöhung des Schwerpunkts unmittelbar vor dem Aufstehen mit den Balanceanforderungen zusammenhängt. Allerdings war dieser Effekt in der AT-Lehrer Gruppe geringer, was darauf hinweist, dass sie den Balanceanforderungen besser entsprechen können, ohne übertriebenen Schwung nach vorne nutzen zu müssen.
Balance auf beiden Füßen:
Um beim Aufstehen eine Balance auf beiden Füßen zu erreichen, gibt es zwei Strategien. Entweder liegt zum Zeitpunkt des Erhebens vom Stuhl der Körperschwerpunkt bereits vor dem Zentrum der Füße, oder der Oberkörper muss genügend Geschwindigkeit erreichen, so dass kurz nach dem Aufstehen sein Vorwärtsschwung der Körperschwerpunkt in kurzer Zeit über die Füße bringt.
Hier unterschieden sich die beiden Gruppen. Die AT-Lehrer waren unter allen Bedingungen beim Verlassen des Stuhls im positiven Bereich des „seat-off“-Wertes, der Körperschwerpunkt lag also vor den Füßen. Demgegenüber lagen die Werte der GU Gruppe unter allen Bedingungen im negativen Bereich, daher benötigten sie größeren Vorwärtsschwung, um sich beweglich über den Füßen stabilisieren zu können.
Man könnte annehmen, dass AT-Lehrer größere Körperkräfte in den Beinen aufwenden, um eine gleichbleibende Geschwindigkeit beim Aufstehen zu erreichen. Dies wird von den Daten allerdings nicht unterstützt.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass die gesunden, untrainierten Erwachsenen (GU) größere Schwierigkeiten hatten, langsam und gleichmäßig aufzustehen. Die Teilnehmer der GU-Gruppe waren sich dieser Problematik bewusst, konnten aber die Aufgabenstellung nicht erfüllen. Zudem war der Unterschied zwischen den Gruppen bei der langsamsten Geschwindigkeit am höchsten. Dies spricht gegen die Vermutung, dass die GU die Aufgabenstellung vielleicht nicht richtig verstanden hätten.
Die Unterschiede in der Fähigkeit, gleichmäßig aufzustehen, lagen auch nicht in Unterschieden der Kraft oder unterschiedlicher Verteilung von Kräften zwischen den Gelenken. Die Maximalkräfte der Hüft- und Knieextensoren war bei beiden Gruppen fast identisch.
Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Einschränkungen der HU-Gruppe in der Bewegungssteuerung des zentralen Nervensystems liegen.
Erfordernisse von Balance und Haltung:
Die Daten zeigten, dass die HU-Gruppe eine höhere Geschwindigkeit zum „seat-off“-Zeitpunkt erreichten, weil zu diesem Zeitpunkt ihr Körperschwerpunkt hinter und nicht über oder vor den Füßen lag. Um ihre Balance aufrecht zu erhalten, mussten sie sicherstellen, dass sie ihren Oberkörper durch Schwung über die Füße bringen können. Dies beantwortet jedoch nicht die Frage, warum sie den Oberkörper nicht weiter nach vorne über ihre Füße brachten. Einschränkungen struktureller Art lagen nicht vor.
Dieser Zusammenhang kann zum Teil kann durch die Erfordernisse der Haltung erklärt werden: der Körper soll unter seinem eigenen Gewicht nicht kollabieren.
Beim Aufstehen müssen die Beine das Körpergewicht aufnehmen, was starke Kräfte in den Extensoren der Beingelenke benötigt, um ein Kollabieren zu verhindern. Gleichzeitig müssen die Beingelenke gebeugt werden, um für die Balance den Körperschwerpunkt über die Füße zu bringen. GUs scheinen diesen Konflikt so zu lösen, indem sie den Einsatzzeitpunkt der Beinextensoren hinauszögern, um nicht die Erzeugung des Vorwärtsschwungs zu stören. Dies erklärt allerdings nicht, warum GUs nicht in der Lage waren, in derselben Weise wie AT-Lehrer ihre Beine zu beugen und gleichzeitig Extensoren-Kräfte zu erzeugen.
Die Rolle von Steifigkeit
Können Unterschiede in der Steifigkeit von Haltung (postural stiffness) eine alleinige Erklärung sowohl dafür liefern, weswegen GUs nicht in der Lage waren, ihren Körperschwerpunkt weit genug über ihre Füße zu bringen, als auch dafür, warum sie die Beinextensoren erst später im Bewegungsablauf aktivierten, was zugleich die Ruckhaftigkeit ihrer Aufstehbewegung erklären würde?
Um diese Frage zu beantworten, erstellten die Autoren ein neuromechanisches Körpermodell, um die „vom-Sitzen-zum-Stehen“-Bewegung zu simulieren und dabei eine aktivitätsabhängige Steifigkeit in Hüft- und Kniegelenken nachzubilden. Mit realistischen Daten dieser Steifigkeit gelang es dem Modell, die Aufstehbewegung durchzuführen. Schon eine relativ kleine Erhöhung der Steifigkeit um 5% entweder im Hüft- oder im Kniegelenk führte dazu, dass die Bewegung nicht mehr erfolgreich durchgeführt werden konnte.
Die Steifigkeit des Rumpfes wurde ebenso simuliert. Die Daten zeigen, dass es einen Einfluss der Steifigkeit des Rumpfes auf die Aufstehbewegung gab: Sowohl eine Erhöhung als auch eine Verringerung der Steifigkeit konnten dazu führen, dass die Bewegung nicht erfolgreich ausgeführt werden konnte. Hier existiert weiterer Forschungsbedarf; wir konnten jedoch zeigen, dass die Steifigkeit des Rumpfes den Bewegungsablauf und die Ausführungsweise insgesamt beeinflusst.
Zuletzt prüften wir, ob bei unserem Modell eine Verzögerung der Gewichtsverlagerung, wie sie bei der GU Gruppe zu beobachten war, den Auswirkungen der Steifigkeit auf die Aufstehbewegung entgegenwirken könnten. Verzögerten wir den Zeitpunkt der Aktivierung der Beingelenksextensoren, konnte das Modell auch mit steiferen Knie-, Hüft und Rumpfgelenken erfolgreich aufstehen.
Daher können höhere Geschwindigkeit und Verzögerung in der Gewichtsverlagerung als kompensatorische Strategie verstanden werden, um eine höhere Steifigkeit in den Gelenken auszugleichen (z.B. 80% höhere Steifigkeit in den Hüftgelenken von GUs im Vergleich zu AT-Lehrern, Cacciatore et al., 2011a).
Folgerungen für die Haltungssteuerung des Nervensystems
Die Autoren gehen davon aus, dass Prozesse im Nervensystem, die die Steifigkeit von Gelenken beeinflussen, kritisch für die Aufstehbewegung sind. Doch welche dieser Prozesse beeinflussen die Steifigkeit?
Man könnte vermuten, dass die unterschiedlichen Steifigkeiten der Gelenke aus den Mustern gleichzeitiger Kontraktionen von Beugern und Streckern resultieren, welche zusammen mit den Muskelkontraktionen für die Aufstehbewegung als Bewegungsplan programmiert sind. Wäre ein solcher Steuerungsprozess die Quelle der Steifigkeit der Gelenke, könnte man allerdings erwarten, dass der Bewegungsplan durch Übung leicht zu verändern wäre. Dies war im vorliegenden Experiment aber nicht der Fall.
Eine alternative Hypothese wäre, dass die Steifigkeit aufgrund eines getrennt ablaufenden Prozesses im Nervensystem auftritt, welcher neben den Prozessen der Muskelaktivität besteht und mit ihnen interagiert. Diese Erklärung stimmt eher mit der Beobachtung überein, dass GUs und AT-Lehrer unterschiedliche Muster von Gelenksteifheit zeigen, wenn sie stehen, ohne eine Bewegung ausführen (Cacciatore et al., 2011 a). Es stimmt auch mit der Beobachtung überein, dass GUs eine höhere Steifigkeit zur Haltung verwenden als notwendig (Di Giulio et al., 2013). Die Prozesse, welche die Gelenksteifheit verursachen, hängen mit dem Haltungstonus* (postural tone) zusammen.
Wie beeinflussen sich Haltungstonus und Bewegungen gegenseitig, und wie kann der Haltungstonus für Unterschiede zwischen GUs und AT-Lehrern bei der Koordination der Aufstehbewegung verantwortlich sein?
Während der Aufstehbewegung muss der Haltungstonus den Oberkörper stützen und gegen die Schwerkraft aufrecht halten. Die spezifische Art, wie dies geschieht, führt zu einer bestimmten Steifheitsverteilung im Körper, den „Haltungsrahmen“ (postural frame).
Die Schwierigkeiten, langsam und gleichmäßig aufzustehen, könnten auf eine höhere Steifheit der Gelenke infolge mangelhafter Haltungssteuerung zurückgeführt werden. Alternativ oder auch zusätzlich kann eine schlechte Haltungskontrolle auch eine übermäßig lose Wirbelsäule bewirken, welche zu wenig Steifigkeit besitzt, um die Gravitationskraft auf die Beinextensoren zu übertragen.
Andererseits könnte die gleichmäßige Bewegungskoordination der AT-Lehrer auf ihre Fähigkeit zurückgeführt werden, den „Haltungsrahmen“ dynamisch zu verändern.
Die Ergebnisse dieser Studie – dass eine im Haltungskontext zu beobachtende Steifigkeit für Schwierigkeiten in Bewegungsabläufen verantwortlich sein kann – legen nahe, dass bei gesunden Erwachsenen die spezifische Art und Weise, wie ihre Unterstützung gegen die Schwerkraft reguliert wird, die Gesamtkoordination alltäglicher Bewegungen stören kann.
Folgerungen für die Bewegungskoordination
Eine schlechte Haltungskoordination kann Bewegungsabläufe nachhaltig stören. In der vorliegenden Arbeit finden sich Beweise für die Bewegung „vom-Sitzen-zum-Stehen“, doch gehen wir davon aus, dass auch andere Bewegungen, welche exzentrische Muskelkontraktionen erfordern, zu ähnlichen Konflikten führen können, wie Treppe steigen, in die Hocke gehen und ähnliche Alltagsbewegungen. Störungen von Bewegungsabläufen durch ungünstige Haltungskoordination und übermäßige Steifigkeit scheinen bei älteren Personen noch ausgeprägter zu sein. Falls dem so ist, sollten Trainingsprogramme für Ältere vielleicht nicht so sehr auf größere Kraft oder mehr Schwung zielen, sondern vor allem auf die Haltungssteuerung achten und deren störende Auswirkungen auf Bewegungsabläufe zu vermindern, was zu einer besseren Gesamtkoordination führen würde.* Tonus = Spannungszustand der Muskulatur
Zitierte Literatur:
Cacciatore TW,et al. (2011a). Increased dynamic regulation of postural tone through Alexander Technique training. Hum Mov Sci 30: 74–89.
Di Giulio I, et al. (2013). Human standing: does the control strategy preprogram a rigid knee? J Appl Physiol 114: 1717–1729.
Veröffentlicht: 2012, Foment del Treball
Titel der englischsprachigen Zusammenfassung: Alexander Technique, Training for the self-management of workers to prevent musculoskeletal Disorders, descriptive and comparative study of precedents where the Alexander Technique has been applied as a tool to prevent occupational risks in different organisational settings throughout the world.
Mireia Mora i Griso, Barcelona, veröffentlicht 2012 bei Foment del Treball.
Zusammenfassung:
Störungen im Bereich des Bewegungsapparates stellen das häufigste Gesundheitsproblem in der Arbeitswelt in Europa dar. Kann ein Training auf Grundlage der Alexander-Technik gesundheitlichen Gefährdungen und Risiken vorbeugen? Die vorliegende Studie, die von der spanischen Stiftung zur Verhütung von Arbeitsunfällen (Fundación para la Prevención de Riesgos Laborales) mitfinanziert wurde, liefert eine Meta-Analyse internationaler Fallstudien, die im betrieblichen Kontext zwischen dem Jahr 2000 und 2011 durchgeführt wurden.
Vorgehen:
Aus den zu Beginn des Projekts ermittelten Trainings wurden zunächst 23 Fallstudien identifiziert, aus diesen wurden wiederum 7 Fallstudien und 3 Pilotstudien zur detaillierten Analyse ausgewählt. Auswahlkriterien hierfür waren u.a.:
- Die Alexander-Technik wird als kontinuierliche Maßnahme genutzt (> 3 Jahre),
- Evaluationen des Unternehmens liegt vor
- Ein ausreichendes Qualitätslevel bei der Unterrichts- bzw. Trainingsmaßnahme (keine reine Einführung)
Zudem wurde auf Aktualität der Projekte und eine Mischung verschiedener Arbeitsbereiche und Unternehmensgrößen geachtet.
Ergebnisse:
Die Unternehmen bewerten die Effekte des Alexander-Technik Trainings in hohem Maße positiv, und kamen zu folgenden Ergebnissen (Prozentsatz in Bezug auf alle untersuchten Unternehmen):
Betriebswirtschaftlicher Nutzen:
- Abnahme von Arbeits-Fehltagen auf Grund von Krankschreibung (45%)
- Verbessertes Verhältnis zwischen Kosten und Ertrag (15%)
- Abnahme von Fehlhandlungen durch Müdigkeit, Leistungsoptimierung der Arbeitnehmer (10%).
Nutzen auf körperlicher Ebene:
- Verbesserung von Störungen im Bereich des Bewegungsapparates (50%)
- Schmerzreduktion (20%)
- Minderung von Muskelverspannungen (20%)
- Verbesserung der Körperhaltung (5%).
Nutzen auf psychischer Ebene:
- verbesserter Umgang mit Stress (50%),
- kompetenteres Auftreten bei Kommunikation/Reden in der Öffentlichkeit (10%), Abnahme
- Verbesserungen bei Arbeitsklima, Kreativität und Konzentration (je 10%)
Trainings auf der Basis der Alexander-Technik wurden so als effektive Präventionsmaßnahme gegen Risiken im Bereich Bewegungsapparat und psychosozialer Natur identifiziert. Die Autorin schließt mit Empfehlungen für Unternehmen für die erfolgreiche Einführung solcher Trainingsmaßnahmen in Unternehmen.
Dissertation, veröffentlicht: 2012, Universität Duisburg-Essen, Kliniken Essen-Mitte, Klinik für Innere Medizin V, Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin.
Zusammenfassung
Ziel dieser Pilotstudie war es zu klären, ob die Alexander-Technik zur Beschwerdereduktion und Funktionsverbesserung bei chronischen Nackenschmerzen geeignet ist.
Vorgehen:
Im Zeitraum von Dezember 2007 bis August 2008 wurden an der Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin in Essen 72 Patienten mit chronischen Nackenschmerzen (Schmerzdauer mindestens 3 Monate) zufällig auf drei Gruppen aufgeteilt, die für 5 Wochen eine wöchentliche Intervention erhielten:
- Gruppe 1 erhielt 5x eine Unterrichtsstunde (45 Min.) Alexander-Technik (AT) .
- Gruppe 2 erhielt 5x eine Ingwer‐Wärmeauflage im Bereich des Nackens und oberen Rückens (Standardbehandlung Thermotherapie, TH) für 20 Min.
- Gruppe 3 erhielt 5 x eine Einzelstunde in „Geleiteter Imagination (GI)„, in der die Teilnehmer verbal angeleitet wurden, sich in Gedanken an einen individuellen „Ort der Ruhe und Kraft“ zu begeben (45 Min.).
Vor Beginn der Studie, nach 2 Wochen und am Ende der Studie wurden Daten zu Schmerzen und Lebensqualität erhoben, u.a. durch ein Schmerztagebuch, Fragebögen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität, speziell zu Nackenschmerzen und zu Schmerzintensität bei spezifischen Bewegungen des Kopfes. Zudem wurde die Erwartungshaltung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der jeweiligen Methode abgefragt.
Ergebnisse:
Sowohl für die Alexander-Technik-Gruppe als auch die Thermotherapie-Gruppe kam es zu klinisch signifikanten Verbesserungen der Nackenschmerzen, nicht so bei der Gruppe der „Geleiteten Imagination“. Bei der Erhebung körperbezogener Lebensqualität und bezüglich des subjektiven Behandlungserfolgs war die AT der TH überlegen. Vor Beginn der Intervention standen ca. 50% der Patienten der Alexander-Technik eher skeptisch gegenüber, dies änderte sich im Verlauf der 5 Wochen. Die Teilnehmer der AT-Gruppe hatten die geringste Drop-out Rate, dies spricht für eine gute Compliance auch in der klinischen Anwendung.
Inwieweit die Verbesserung der Nackenschmerzen nach Anwendung der AT langfristig anhält, wurde nicht erhoben. Wünschenswert wäre zu diesem Zweck die Wiederholung der Pilotstudie mit einer größeren Anzahl an Interventionen und v.a. mit einem Follow‐up zu einem späteren Zeitpunkt.
Veröffentlicht: 2010, American Academy of Pediatrics
Originaltitel: The Impact of the Alexander Technique in Improving Surgical Ergonomics and the Surgeon’s Posture During Minimally Invasive Surgery.Veröffentlicht: 2.10.2010 bei der National Conference and Exhibition der American Academy of Pediatrics.
Ziele der Studie
Bei chirurgischen Eingriffen stellt die Haltung des Operateurs ein großes Problem dar, welches durch die bei minimal-invasiven Verfahren (kurz: MIV) verwendeten chirurgischen Geräte noch vergrößert wird.
Die Alexander-Technik ist ein Prozess der psychophysischen Erziehung und Schulung des Muskel-Skelett-Systems, um Körperhaltung und Koordination verbessern. Die Studie hatte zwei Ziele:
- die Auswirkungen der Alexander-Technik zur Verbesserung der chirurgischen Ergonomie bei MIV abzuschätzen und
- die Auswirkungen der Alexander-Technik zur Verbesserung der Körperhaltung von Chirurgen bei MIV abzuschätzen.
Methode
Es wurde eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt, bei der jeder Proband als seine eigene Kontrollgruppe diente (Vorher-Nachher-Vergleich). Die Gruppe setzte sich zusammen aus sieben Chirurgen der Urologieabteilung. Alle Probanden nahmen an einer zweiwöchigen Intervention teil, die von AmSAT (American Society for the Alexander Technique) zertifizierten Alexander-Technik Lehrern durchgeführt wurde. Sie bestand aus:
- 2 Gruppenworkshops mit jeweils 2 Alexander-Technik Lehrern.
- 6 individuelle Unterrichtsstunden á 45 Minuten.
- Die Anweisung, täglich mindestens 10 Minuten in der „konstruktiven Ruhelage“ zu verbringen.
Vor und nach der Intervention wurden Fertigkeiten bei der Bauchspiegelung, Haltung, Koordination, manuellen Geschicklichkeit und die subjektive Einschätzung von Schmerzen und Beschwerden durch standardisierte Tests und Fragebögen erfasst.
Die Daten wurden tabelliert und deskriptiver statistischer Analyse unterzogen.
Resultate
Sämtliche Probanden berichteten eine subjektive Verbesserung ihrer Haltung.
Der „postural assessment score“ für Wirbelsäule und Nacken, Hand und Finger zeigte allesamt statistisch signifikante Verbesserungen (Post-AT „p“-Werte lagen zwischen 0,0198 und 0,0229).
Es zeigte sich auch eine signifikante Verbesserung der Haltung im Belastungstest (posturale Ausdauer p-Wert = 0,0178).
Die Probanden zeigten bessere Werte bei der Post-AT Ergonomie und bei der Post-AT Bewertung, zusammen mit einer verbesserten Fähigkeit, laparoskopisch zu arbeiten (Nähen: p-Wert = 0,0178 und „Ring Transfer“: p-Wert = 0,02).
Schließlich wurde auch eine signifikante Verbesserung in Bezug auf bewusstes Zittern in der Post-AT Bewertung verzeichnet (Rechte Hand P-Wert = 0,006 und p-Wert der linken Hand = 0,0138).
Schlussfolgerungen
Das Alexander-Technik Trainingsprogramm resultiert in statistisch signifikanter Verbesserung der Haltung, größerer Ausdauer im Oberkörper und in den Schultern, sowie besserer Ergonomie einschließlich Reduktion wahrgenommener Beschwerden während minimalinvasiver Eingriffe.
Insgesamt verzeichneten die teilnehmenden Chirurgen nach dem Alexander-Technik Training sowohl subjektiv als auch objektiv eine bessere Haltung nicht nur während der Arbeit, sondern auch sonst.
Größere Ausdauer und bessere Haltung verringert das Auftreten von Ermüdung während MIV. Damit bietet Alexander-Technik Training eine Möglichkeit, ermüdungsbedingte Fehler bei chirurgischer Tätigkeit zu verringern. Zudem kann die Alexander-Technik helfen, das Auftreten von RSI (Repetitive Strain Injury-Syndrom) bei Chirurgen zu vermeiden oder zu beheben.
Die Verfasser empfehlen weitere wissenschaftliche Studien, um ein größeres Verständnis der durch die Alexander-Technik erzielten positiven Resultate zu ermöglichen, damit die Alexander-Technik auch in anderen Bereichen chirurgischer Ausbildung eingesetzt werden kann.
Autoren
Pramod P. Reddy, MD(1) – Leiter der Studie, Direktor für Kinderurologie am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center
Trisha Reddy(1)
Jennifer Roig-Francoli, M.AmSAT(1)
Lois Cone, M.AmSAT(2)
Bezalel Sivan, MD(1)
W. Robert DeFoor, MD(1),
Krishnanath Gaitonde, MD(3)
Paul Noh, MD(1)
(1)Division of Pediatric Urology, Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, Cincinnati, OH
(2)Shriners Hospital, Cincinnati, OH
(3)Urology, University of Cincinnati College of Medicine, Cincinnati, OH
Diplomarbeit 94 S., veröffentlicht: 2010, Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Fachbereich Psychologie.
Inga Bronowski Diplomarbeit (2010) Zusammenfassung
Inga Bronowski Diplomarbeit (2010) Alexander-Technik und Selbststeuerung
Was ist Selbststeuerung?
Selbststeuerung ist, wie es das Wort sagt, die Fähigkeit sich selbst, also von innen heraus zu steuern. Sie lässt sich in viele verschiedene Komponenten unterteilen. Zusammengefasst jedoch fallen jene Fähigkeiten darunter, bei denen eine Person situationsangemessen und mit sich selbst im Einklang mit dem eigenen Erleben (eigene Gefühle wahrzunehmen und zu verarbeiten) und Handeln (Ziele bilden und Absichten in die Handlung umsetzen) umgeht.
Auf einen Blick
Fragestellung
Verändern sich die Selbststeuerungskompetenzen eines Alexander-Technik-Schülers nach 8 Sitzungen im Vergleich zu einer Kontrollgruppe?
Stichprobe
- 44 Alexander-Technik-Schüler zwischen 22 und 65 Jahren, davon 10 männlich und 34 weiblich.
- 44 Personen in der Kontrollgruppe zwischen 18 und 58 Jahren bestehend aus Psychologiestudierenden und Menschen mit künstlerischem oder körperorientiertem Hintergrund, davon 14 männlich und 30 weiblich.
Ablauf
- Vortest zwischen Februar und Mai 2010 und Nachtest nach 8 Sitzungen.
- Vier Instrumente zur Erhebung unterschiedlicher Aspekte des Selbstzugangs und der Selbststeuerung: Musterpräferenzaufgabe, Selbststeuerungsinventar (SSI-K3), HAKEMP, Selbstzugangsfragebogen (SZF) sowie qualitative Fragen.
Ergebnisse
Allgemeine Veränderung
Veränderung der Selbstberuhigung, Selbstmotivierung, Selbstbestimmung, Misserfolgsbewältigung, Planungsfähigkeit, Absichten umsetzen und des Selbstgespürs
Differentielle Veränderung: Lageorientierung
Personen, die eher zum Grübeln neigen und in der Lage verharren, statt zu Handeln, profitieren vorwiegend stärker von der Alexander- Technik, vermutlich weil bei ihnen die selbstregulatorischen Fähigkeiten schwächer ausgeprägt sind.
Ausgangsfrage
Die vorliegende Studie ging der Frage nach, ob sich durch eine körperorientierte Methode wie die Alexander-Technik psychische Selbststeuerungsprozesse – wie sie von Kuhl1 (2001) verstanden werden – verändern lassen und welcher Mechanismus dem zugrundeliegen könnte.
Inspiriert wurde diese Frage durch Befunde zu Autogenem Training, in dem die Veränderung von selbstregulatorischen Fähigkeiten verändert werden konnte (Krampen, 1996). Zusätzlich geht aus verschiedenen Untersuchungen zur Alexander-Technik hervor, dass sich auf psychischer Ebene nicht nur das Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und Depressionswerte verändern, sondern ebenso die Fähigkeit sich von innen heraus zu regulieren, sich also selbst zu steuern (Stallibrass, Sissons & Chalmers, 2002; Deichelbohrer, 1983).
Ergebnisse
Die zehn Balken stellen die Veränderung der Selbststeuerung in der Alexander-Technik- und in der Kontrollgruppe dar. Um welche Selbststeuerungskomponente es sich handelt, kann der Beschreibung entnommen werden. Es ist sichtbar, dass sich die Selbststeuerungskompetenzen in der Kontrollgruppe kaum verändern (graue Balken), während in der Alexander-Technik-Gruppe die Kompetenzen teilweise deutlich zunehmen (schwarze Balken). Der Vergleich zur Kontrollgruppe ermöglicht es, die Ergebnisse dahingehend zu interpretieren, dass die Veränderung in der Alexander-Technik-Gruppe durch die Alexander-Technik begünstigt oder sogar entscheidend beeinflusst wurde.
Beschreibung der Selbststeuerungskomponenten
- Selbstbestimmung
Wie sehr Ihre Tätigkeiten mit eigenen Bedürfnissen und Werten übereinstimmen. - Selbstmotivierung
Wie sehr Sie sich bei Laune halten können, wenn Sie schwierige Dinge zu erledigen haben. - Selbstberuhigung
Wie gut Sie Unsicherheit, Nervosität und Angst abbauen können und unangenehme Erlebnisse entwicklungsförderlich verarbeiten. - Planung
Wie gut Sie strukturiert und planvoll an Aufgaben und Ziele herangehen. - Angstfreie Zielorientierung
Wie sehr Sie frei von innerem Druck an Ziele herangehen und sich nicht nur von der Angst vor Misserfolg in Ihrem Handeln leiten lassen. - Initiative
Wie gut bringen Sie Energie zur Initiierung eigener und fremder Handlungen auf? - Absichten umsetzen
Wie gut können Sie Ihre Absichten umsetzen können, statt sie aufzuschieben. - Konzentration
Wie gut können Sie Ablenkungen von außen und innen unterbinden, um konzentriert bei einer Sache zu bleiben? - Misserfolgsbewältigung
Wie gut können Sie aus Fehlern lernen und unangenehme Dinge akzeptieren, statt lange darüber zu grübeln. - Selbstgespür
Wie gut spüren Sie unter Druck und Belastung noch das, was Sie selber wollen und was Sie ausmacht?
Wer profitiert von der Alexander-Technik?
In dieser Arbeit wurde eine Persönlichkeitseigenschaft erhoben, die sich Handlungs- und Lageorientierung (Kuhl & Beckmann, 1994) nennt. Diese Eigenschaft beschreibt, wie schnell sich eine Person von Misserfolg erholt und wieder handlungsfähig wird und wie leicht es ihr fällt, schwierige Absichten umzusetzen. Kurz gefasst: verharrt eine Person in der Lage oder geht sie schnell in die Handlung?
Jede Person besitzt eine Dominanz entweder auf der Handlungs- oder Lageorientierung. Und keine dieser Eigenschaften ist per se gut oder schlecht. In der Lage zu bleiben, statt schnell zu handeln, kann sehr vom Vorteil sein, wenn die Situation schwierig ist und gut durchdacht werden muss. Gleichzeitig neigen jedoch lageorientierte Personen dazu, das Gefühl für sich selbst unter Stress und Druck zu verlieren. Sie neigen dann zu Entfremdung und zur Annahme fremder Erwartungen. In entspannten Bedingungen aber sind sie sehr konzentriert und haben ein differenziertes Bild von sich selbst. Handlungsorientierte Personen haben häufig einen Vorteil in solchen Situationen, die Schnelligkeit im Handeln und Spontaneität erfordern. Sie wissen selbst unter Druck noch, was sie wollen und was nicht zu ihnen passt, jedoch fällt es ihnen schwer negative Stimmung auch mal als solche anzunehmen, ohne sie gleich zu kompensieren.
Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich einige Selbststeuerungskompetenzen besonders bei Lageorientierten verändern, also den Personen, die es gewohnt sind, abzuwarten, zu planen und nicht spontan zu handeln. Die folgende Abbildung verdeutlicht den Unterschied zwischen Handlungs- und Lageorientierten in der Alexander-Technik-Gruppe. Es ist sichtbar, dass Handlungsorientierte bereits über eine höhere Selbstmotivierung und Selbstbestimmung verfügen und sich die Einschätzung der Selbststeuerungskompetenz durch den Unterricht nicht verändert, Lageorientierte jedoch deutlich profitieren.
Interpretation
Da die Alexander-Technik nicht unmittelbar psychologisch oder psychotherapeutisch an den Selbststeuerungskomponenten arbeitet, stellt sich die Frage, warum sie sich dennoch in der Alexander-Technik-Gruppe verändern. Der Wirkmechanismus wurden in der vorliegenden Arbeit mit dem Systemkonditionierungsmodell von Kuhl (2001) erklärt, bei dem die Kommunikation zwischen verschiedenen Systemen gestärkt wird.
Diese vier psychischen Systeme sollen metaphorisch mit einem Schiff verglichen werden:
Selbstsystem
Unser Schiff hat einen Besitzer, der um von A nach B zu kommen, eine ausführende Mannschaft braucht, da er selbst keinen vollständigen Bootsführerschein hat. In der PSI-Theorie ist das Selbstsystem Teil des Extensionsgedächtnisses und daher kein eigenständiges, ausführendes System.
1. Extensionsgedächtnis (Fühlen)
Ein Schiff braucht einen Kapitän, der eine Vision hat, der den Überblick über alle Vorgänge an Bord hat, aber nicht jedes Detail ausführt, sondern dafür seine Matrosen hat, deren direkte Führung der Steuermann übernimmt.
2. Objekterkennungssystem (Empfinden)
Am Mast eines Schiffes sitzt ein Matrose, der mit einem Fernrohr nach einzelnen Inseln und Gefahrenquellen Ausschau hält. Er hat dadurch zwar nicht den großen Überblick, aber kann sehr scharf einzelne Dinge wahrnehmen und sie melden.
3. Intentionsgedächtnis (Denken / Analysieren)
Der Steuermann an Bord befiehlt den Matrosen, was sie zu tun haben. Er übersetzt die Vision des Kapitäns (das Reiseziel) in einen Plan mit allen Teilschritten und weiß genau, wann was auszuführen ist.
4. Intuitive Verhaltenssteuerung (Handeln)
Und zuletzt gibt es viele Matrosen, die alle wichtigen Arbeiten an Bord ausführen. Sie sind geübt und müssen nicht mehr darüber nachdenken, wie sie beispielsweise die Segel ziehen.
Damit das Schiff fährt, müssen alle miteinander kommunizieren und ihre Arbeit gut verrichten. Ein einzelner Mensch ist nun auch wie ein Schiff, das nur dann sein Erleben sinnvoll reflektieren, Ziele aus dem Selbst heraus generieren und in der Welt wirksam werden kann, wenn alle Systeme gut miteinander kommunizieren. In der Alexander-Technik gibt es die Formulierung: Der Gebrauch bestimmt die Funktion. Übertragen auf die psychischen Systeme bedeutet das, dass sie nur bei gutem Gebrauch (=gute Verbindung und sinnvolle Kommunikation) das „Funktionieren“ des Menschen in der Welt unterstützen.
Abbildung: Darstellung der psychischen Systeme, der beiden unabhängigen Affektdimensionen und der zentralen selbstregulatorischen Kompetenzen Selbstberuhigung und Selbstmotivierung.
A- = negativer Affekt; A(-) = herabregulierter negativer Affekt; A+ = positiver Affekt; A(+) = herabregulierter positiver Affekt.
Was passiert nun laut Systemkonditionierungsmodell in der Alexander-Technik-Stunde?
So wie wir Reiz-Reaktions-Mechanismen lernen, bei denen bestimmte Reize mit bestimmten Reaktionen verknüpft werden, so können wir auch lernen, bestimmte Bereiche des Gehirns miteinander zu verschalten, indem wir sie synchron oder kurz hintereinander benutzen. Durch die Prinzipien und Vorgehensweisen in der Alexander-Technik wird ein System im Gehirn, das komplexe Steuerungsvorgänge koordiniert (Selbstsystem), mit den ausführenden Systemen des Gehirns verbunden. Dieses übergeordnete Steuerungssystem regelt auch die Verbindung der ausführenden Systeme untereinander. Und da Lageorientierte unter Druck und Stress einen schwachen Zugang zum Selbstsystem haben, fällt ihnen dann auch die Verbindung dieser Systeme untereinander schwer. Daher profitieren sie in besonderer Weise durch die Alexander-Technik, weil genau diese Verbindungen gestärkt werden. Handlungsorientierte hingegen können die Verbindung der Systeme bereits schnell herstellen, da sie über einen guten Selbstzugang verfügen. Sind alle Systeme erst einmal gut miteinander verschaltet, können sie auch in anderen Kontexten wirksam werden. Dadurch verbessern Alexander-Technik-Schüler ihre Selbststeuerungskompetenzen, obwohl sie in der Sitzung nicht psychologisch bearbeitet werden. Jedoch werden die Systemverbindungen gestärkt, die den Selbststeuerungskompetenzen zugrundeliegen, was sich auf der psychischen Ebene zeigt.
Der Einsatz qualitativer und quantitativer Messmethoden in dieser Arbeit erlaubt es, ein größeres Spektrum an Auswirkungen von Sitzungen in der Alexander-Technik zu erkennen. Besonders stark verändern sich das Körperbewusstsein, die Selbstregulationsfähigkeit und teilweise die Handlungsbahnung, was sowohl qualitativ als auch quantitativ belegt ist. Außerdem berichten Probanden über mehr Gelassenheit, Achtsamkeit, Fähigkeit zur Entspannung, Schmerzlinderung und einen erhöhten Selbstzugang. Alexander-Technik tut also nicht nur gut, sondern sie fördert auch in anderen Kontexten die Bewältigung von unangenehmen Erlebnissen und Gefühlen, stärkt die Kongruenz zwischen dem, was Menschen wollen und dem, was sie tun, ermöglicht, Hürden und Schwierigkeiten aus eigener Kraft zu meistern und unterstützt die gezielte Planung und Umsetzung von Handlungszielen, weil der Zugang zum Selbst gestärkt wird.
Wie langfristig diese Veränderungen sind und wie tief sie wirken, kann mit dieser Arbeit nicht beantwortet werden, dafür wären ein Follow-up und der Einsatz objektiver Messinstrumente wichtig.
Veröffentlicht 2010, Master-Thesis, Universitäten Basel, Bern und Zürich.
Ziel
Abklärung, ob eine grösser angelegte Studie zur Wirksamkeit der Alexander-Technik nach Beschleunigungstrauma der Halswirbelsäule (HWS) machbar ist.
Design
Randomisierte klinische zweiarmige Pilotstudie: 12 Studienteilnehmer (TN) wurden im Verhältnis 1:1 einer von zwei Gruppen randomisiert zugeordnet. Die TN erhielten zusätzlich zu ihrer Behandlung entweder eine Intervention mit 9 Sitzungen Alexander-Technik oder 9 Sitzungen physiotherapeutischen Maßnahmen. Das Setting war eine Zürcher Arztpraxis für orthopädische Traumatologie. Es wurden die Messdaten: Neck Disability Index 1, Bewegungsumfang der Halswirbelsäule 2 und Arbeitsfähigkeit an drei Zeitpunkten erhoben: vor Intervention, nach 9 Sitzungen und ca. 4-6 Wochen nach der letzten Sitzung.
Verblindung
von Therapeuten und TN war nicht möglich. Für die Auswertung der CROM 3 Resultate war die Assessorin gegenüber der Intervention verblindet; sie hatte keinen Kontakt zu den TN.
Resultate
Es konnten genügend Probanden rekrutiert werden, die den Auswahlkriterien entsprachen und sich randomisieren ließen. Die Compliance der Probanden war gemischt: no show oder kurzfristige Absagen gab es ebenso wie hohe Compliance. Bei 9 von 12 TN konnten vollständige Messdaten erhoben werden. Der Arzt ließ Randomisierung zu. Die Unterstützung der beteiligten Physiotherapeuten lag bei 75%. Eine unabhängige Outcome-Assessorin konnte gefunden werden. Die gewählten Instrumente Neck Disability Index–Fragebogen, das Cervical Range of Motion – Messgerät haben sich als geeignete, aussagekräftige Messinstrumente bestätigt: der Zustand vor, während und nach der Intervention konnte damit erhoben werden. Mit beiden Instrumenten lassen sich Unterschiede messen; zusammen sind sie sensibel genug, um Aussagen zur Entwicklung der Arbeitsfähigkeit beim Patienten zu machen. Als Messinstrumente sind sie geeignete Indikatoren, die statistisch signifikant assoziiert sind.
Praktische Schlussfolgerung
Eine weiterführende Studie im gewählten Design mit den gewählten Instrumenten ist machbar. Die Möglichkeiten für Rekrutierung einer großen Probandenzahl (100 und mehr Patienten) sind eingeschränkt. Der NDI – Fragebogen könnte für Beschleunigungstrauma der HWS mit einer skalierten Skala (10_50_100%) versehen und sinnvoller ausgefüllt werden.
Die Genehmigung
für die Studie wurde durch die Kantonale Ethikkommission am 19.09.2008 erteilt (KEK-StV-Nr. 41/08). Korrespondenz an: Ulfried Tölle, contact@themotionmaster.com
Projektbetreuung und Verantwortliche für die Studie, Prof. Dr. med. Ursula Ackermann–Liebrich, Swiss School of Public Health, www.ssphplus.ch
Erschienen in Physical Therapy Volume 85, Number 6, June 2005., Physical Therapy
Originaltitel: Improvement in Automatic Postural Coordination Following Alexander Technique Lessons in a Person With Low Back Pain.
Hintergrund und Zweck
Bislang ist der Zusammenhang zwischen abnormaler Koordination und Rückenschmerzen nicht geklärt. Die Alexander-Technik setzt bewusste Denkprozesse ein, um die Koordination zu verbessern und die laufende Muskelaktivität zu verändern. Berichten zufolge kann sie überdies Schmerzen im unteren Rücken lindern. Diese Fallstudie beschreibt den Einsatz von Alexander-Technik bei einer Klientin mit Schmerzen im unteren Rücken und beschreibt die von uns beobachteten Veränderungen der Koordination und der Rückenschmerzen.
Fallbeschreibung
Die 49jährige Klientin litt seit 25 Jahren an linksseitigen, idiopathischen Schmerzen im Lenden- und Kreuzbeinbereich. Mit Hilfe einer Kraftmessplatte wurde ihre Koordination bei Horizontalbewegungen des Untergrundes sowie beim Stehen auf einem Bein bestimmt.
Ergebnisse
Die Klientin wurde vier Monate lang vor ihren Alexander-Technik-Stunden einmal monatlich getestet, sowie drei Monate lang nach den Stunden. Vor den Stunden reagierte sie auf Horizontalbewegungen des Untergrundes regelmäßig mit seitlich asymmetrischer Haltung. Nach den Alexander-Technik-Stunden verringerten sich Ausmaß und Asymmetrie ihrer Reaktionen, und ihr Gleichgewicht verbesserte sich. Ihre Rückenschmerzen im unteren Rücken verringerten sich ebenfalls.
Diskussion
Weitere Forschungen wären angeraten mit der Fragestellung, ob Alexander-Technik-Unterricht eine abnormale Koordination verbessern hilft, die mit Schmerzen im unteren Rücken zusammenhängt, und ob eine Verbesserung der Koordination helfen kann, Schmerzen im unteren Rücken zu reduzieren.
T.W. Cacciatore, Neurological Sciences Institute, Oregon Health & Sciences University,
F.B. Horak, Neurological Sciences Institute, Oregon Health & Sciences University.
S.M. Henry, University of Vermont, Burlington, Vt.
Diplomarbeit, Psychologisches Institut der Abert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 2002, 165 S., Dorothea Schulte.
Erschienen im Forum Logopädie www.schulz-kirchner.de/logopaedie September 2003.
Zusammenfassung
In Form einer hypothesengenerierenden Erkundungsstudie wurde an zwei Einzelfällen die Auswirkungen der Alexander-Technik auf die Stottersymptomatik und den Umgang mit dem Stottern untersucht. Dazu erhielten zwei Probanden, eine 27-jährige Frau und ein 47-jähriger Mann, die beide seit ihren ersten Lebensjahren stotterten und schon verschiedene andere Therapien versucht hatten, insgesamt 30 Alexanderstunden, zwei- bis viermal in der Woche. In diesen Stunden lernten die Patienten zunächst die Grundbegriffe der Alexander-Technik kennen. Diese sollten sie dann beim Sprechen anwenden, wobei der Schwierigkeitsgrad ausgehend von einzelnen Lauten und Worten bis hin zu freiem Sprechen langsam gesteigert wurde.
Ziel und Fragestellungen:
Ziel war die Dokumentation und Auswertung des Veränderungsprozesses, den Stotternde beim Erlernen der Alexander-Technik durchlaufen. Dabei interessierten folgende Fragestellungen:
A) Hat die Alexander-Technik direkte Auswirkungen auf die Stottersymptomatik (Häufigkeit, Intensität, Sprechtempo)?
B) Hat die Alexander-Technik Auswirkungen auf den Umgang mit dem Stottern (Einflussmöglichkeiten, Gefühl von Kontrolle, Einstellungen zum Stottern)?
Vorgehen
Die Datenerhebung erfolgte unter Alltagsbedingungen mittels eines Pocket-Computers. Die Probanden hatten die Aufgabe, dreimal täglich direkt nach einer Sprechsituation Fragen zur Situation, zu ihrem Erleben, zum Stottern und zu ihrem Umgang mit dem Stottern zu beantworten. 17 der insgesamt 21 Fragen konnten mithilfe einer sechsstufigen Ratingskala beantwortet werden. Die restlichen Fragen waren freie Texteingaben. Diese Daten wurden mit zwei statistischen Verfahren, der Zeitreihenanalyse nach dem ARIMA-Modell und den Randomisationstests nach Edington (1995) ausgewertet. Um Veränderungen der Schwere der Symptomatik zu erfassen, wurden außerdem Ton- und Videoaufnahmen von Gesprächen innerhalb und außerhalb des Behandlungsraumes aufgenommen. Stotterrate und Sprechgeschwindigkeit wurden anhand der Kassettenaufnahmen von Alltagssituationen der Studienteilnehmer und der Videoaufnahmen zu Beginn jeder Alexanderstunde berechnet.
Ergebnisse
Fragestellung A) Beide Probanden wenden die Alexander-Technik in ihrem Alltag vor und während Sprechsituationen an und erleben die Alexander- Technik als eine Hilfe, um ihr Stottern positiv beeinflussen zu können. Obwohl die Untersuchungsteilnehmer bereits zu Beginn der Untersuchung keine hohen Stotterraten hatten, konnte für beide eine weitere Verbesserung erreicht werden. Vor Therapiebeginn stotterte der Mann etwa bei jeder 20. bis 40. Silbe, was einer Stotterrate von 2,5% bis 4,6% entspricht und als mittelschweres Stottern eingestuft werden kann. Nach 14 Alexanderstunden ging dieser Wert deutlich zurück, der Proband stotterte nur noch bei jeder 250 Silbe, hatte also eine Stotterrate zwischen 0,3 % und 0,74 %. Nach 30 Stunden blieb diese Rate auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Vergleichbare Ergebnisse konnten auch bei der Probandin erzielt werden: Ihre Stotterrate verringerte sich von Werten zwischen 5% und 8% auf Werte zwischen 0,64% und 2%. Für den Probanden zeigte sich außerdem eine Reduzierung seines sehr hohen Sprechtempos von 302 auf 246 Silben pro Minute.
Fragestellung B) Auf der körperlichen Ebene berichten beide Probanden von einer Verbesserung der Körperwahrnehmung. Beide achten im Alltag auf ihren Körpergebrauch und richten sich mit Hilfe der Alexander-Direktiven aus. Die Rückenschmerzen, unter denen beide Untersuchungsteilnehmer litten, verschwanden im Verlauf des Unterrichts dauerhaft. Der Proband entwickelt „viel mehr Körperbewusstsein, das hatte ich vorher gar nicht.“ Er empfindet es als wohltuend, seine Wahrnehmung bewusst zum Körper zu lenken. Die Probandin nimmt Spannungen deutlicher wahr, sie fühlt sich wohler in ihrem Körper und sicherer bei Bewegungen. Auf der psychischen Ebene führt dies bei beiden Probanden dazu, dass sie mehr in Kontakt mit sich selbst sind. So berichtet der Proband: „Die Alexander-Technik hilft mir, mehr bei mir zu sein“. Er fühlt sich „ruhiger und ausgeglichener“. Die Probandin empfindet die Alexander-Technik als eine konkrete Möglichkeit in Kontakt mit sich zu kommen und mehr in die Ruhe zu gehen. Sie fühlt sich „heller und leichter im Körper und im Denken“. Im Umgang mit dem Stottern erleben die Probanden das Lenken der Aufmerksamkeit auf den Körper und das mehr in Kontakt mit sich sein auch als Unterstützung, um ihr Stottern besser beeinflussen zu können. Wenn sie sich mit Hilfe der Alexander-Technik ausrichten und ihren Körper bewusster wahrnehmen, können sie ihre Sprechbewegungen deutlicher spüren und eine bewusste Veränderung des Sprechens wird leichter möglich.
Fazit und Ausblick
Sowohl die statistische als auch die qualitative Auswertung der Daten und Berichte der beiden Untersuchungsteilnehmer zeigen positive Auswirkungen der Alexander-Technik auf die Stottersymptomatik und auf den Umgang der Probanden mit ihrem Stottern. Insofern erscheint es sinnvoll, die Wirkung der Alexander-Technik auf das Stottern und den Umgang mit dem Stottern in einer weiteren Untersuchung an einer größeren Population Stotternder zu überprüfen. Des Weiteren wäre zu untersuchen, ob sich die positiven Auswirkungen der Alexander- Technik auf das Stottern auch bei Probanden mit einer stärkeren Stottersymptomatik oder logopädisch nicht behandelten Stotternden nachweisen lassen. Auch wäre es sinnvoll, die Stabilität der Effekte der Alexander-Technik in Follow-Up-Erhebungen zu überprüfen.
Veröffentlicht: 1999, PubMed (externer Link).
Ronald J. Dennis, Alexander Technique of Atlanta, Atlanta, Georgia, USA, 1999, Pubmed, Vol. 54A, No. 1, M8-M11.
Verbesserung des Functional Reach (FR) bei normalen älteren Frauen durch Alexander-Technik-Unterricht. Der Functional Reach Test gilt als einfacher Test für das Gleichgewicht und das Sturzrisiko, gemessen wird die maximale Distanz, die jemand bei ausgestreckten Armen und sicherem Stand nach vorne reichen kann.
Die Alexander-Technik (AT) ist eine Methode, die die Verbesserung der Körpermechanik ohne Körperübungen zu erreichen sucht. Diese Studie untersuchte eine mögliche Beziehung zwischen Functional Reach und Alexander-Technik Unterricht.
Drei Gruppen von älteren Frauen wurden untersucht (nur in Gruppe 3 war eine männliche Person). Die Gruppen 1 und 2 erhielten alle zwei Wochen eine Unterrichtsstunde Alexander-Technik, insgesamt waren es acht Stunden. Die Tests in Functional Reach wurden jeweils vor und nach dem Unterricht durchgeführt. Bei Gruppe 3 wurden nur die FR Tests durchgeführt.
Die Gruppen 1 und 2 zeigten eine deutliche Verbesserung bei den FR Tests. Die Gruppe 2 wurde einen Monat nach der letzten AT Stunde nochmals getestet und zeigte eine leichte Verschlechterung in Functional Reach. Für die Gruppen 1 und 2 wurde zudem ein Fragebogen mit qualitativen Fragen zur AT, auf einer Skala von 1- 4 erstellt. Die Aussagen zeigten eine überaus positive Resonanz auf den AT-Unterricht.
Die Ergebnisse zeigen, dass durch Unterricht in Alexander-Technik das Gleichgewicht bei älteren Frauen verbessert werden kann, wodurch sich die Häufigkeit von Stürzen verringert.
Veröffentlicht: 1992, Chest (externer Link).
Originaltitel: Enhanced respiratory muscular function in normaladults after lessons in proprioceptive musculoskeletal education without exercises.
J.H.M. Austin, P. Ausubel, Department of Radiology, College of Physicians and Surgeons, Columbia University, New York 10032, Chest. 1992;102(2):486-490. doi:10.1378/chest.102.2.486.
Diese Studie zeigt, dass die Alexander-Technik bei gesunden Erwachsenen die muskuläre Atemfunktion verbessern kann. Zehn gesunde Personen zwischen 23 und 48 Jahren erhielten über einen Zeitraum von 20 Wochen Alexander-Technik Stunden (eine Stunde per Woche). Die Kontrollgruppe bestand aus zehn gesunden Erwachsenen gleichen Alters, Geschlechts, Körpergewichts und gleicher Körpergröße.
Ausgeschlossen von der Untersuchung waren unter anderem Raucher, Personen mit Skoliose, Übergewichtige sowie Schwimmer, Läufer (über 16 Kilometer pro Woche), Sänger und Tänzer.
Mittels eines 13,5 Liter fassenden Atmungsmessers wurden acht verschiedene Werte ermittelt, darunter unter anderem:
- eine durchschnittliche Verbesserung von 9% beim größten Ausatmungsfluss
- eine Verbesserung von 6% bei der größten willentlichen Atmung
- eine Verbesserung bei der Einatmung von 12 %, bei der Ausatmung von 9% (maximal static mouth pressures nach Black and Hyatt)
Diese Verbesserungen werden erklärt:
- durch eine größere Länge der Rumpfmuskeln, bei gleichzeitig verringertem Ruhetonus
- durch erhöhte Kraft und Ausdauer der Rumpfmuskeln
- durch verbesserte Compliance des Thorax
- durch eine insgesamt verbesserte Koordination der an der Atmung beteiligten Muskeln
Diplomarbeit im Fach Psychologie am Psychologischen Institut der Universität Freiburg i. Br., 1983, 218 S., Deichelbohrer, Gerda.Das Ziel der Diplomarbeit war, psychotherapeutische Effekte der Alexander-Technik und Eutonie aufzuzeigen. Dazu führte sie mündliche Interviews durch mit insgesamt 24 Personen, die mind. seit einem halben Jahr regelmäßig Eutonie oder AT ausführen. Inhalt der Interviews waren zunächst die Motive und Erwartungen der Personen, aufgrund theoretischer Annahmen aus der Literatur wurde sie im Hauptteil zu Veränderungen im körperlichen, psychischen und zwischenmenschlichen Bereich befragt, wobei nach kurz- und langfristigen Wirkungen unterschieden wurde.
Im ersten Schritt wurden die Wirkungen der AT und Eutonie als solches erfasst, um sie dann im zweiten Schritt mit den Kriterien psychotherapeutischer Effekte nach M. Jahoda zu vergleichen.
Stichprobe
- Insgesamt in beiden Techniken 24 Personen, die seit mind. einem halben Jahr Eutonie oder AT regelmäßig ausüben, die Ergebnisse umfassen ebenso Personen, die bereits seit über 10 Jahren die Technik ausüben
- AT: Durchschnittsalter 28 Jahre (Streuung: 22 bis 33 Jahre) / 6 Frauen, 5 Männer
- Eutonie: Durchschnittsalter 52 Jahre (Streuung: 30 bis 76 Jahre) / 10 Frauen, 3 Männer
Motivation
- Eutonie: 5x Schmerzen oder Krankheit
- AT: 8x Neugier und allgemeines Interesse
- Aber: es spiegelt sich der Altersunterschied wider!
Kategorien für Wirkungen
- Dauerhafte psychologische Veränderungen
- Kurzfristige psychologische Veränderungen
- Dauerhafte physische Veränderungen
- Kurzfristige physische Veränderungen
Psychologische Veränderungen = Gefühle, innere Einstellungen, Veränderung in Beziehungen, neue Möglichkeiten der Selbstverwirklichung
Dauerhafte Veränderungen = bleibend, die nicht durch Übung hervorgebracht werden
Kurzfristige Veränderungen = treten während oder nach der Übung auf und halten für Minuten bis Stunden an
Es wurden jeweils Unterkategorien gebildet, die hier berichtet werden. Die Kategorien sind nach ihrer Häufigkeit geordnet.
Ergebnisse für Alexander-Technik
Dauerhafte psychologische Veränderungen
- Persönlichkeitsveränderungen
1a) Gesteigertes Selbstbewusstsein, mehr Selbstvertrauen und größere Selbstbehauptung. Größere Unabhängigkeit von der Bestätigung von außen. Größere psychische Belastbarkeit.
1b) Hinwendung nach innen. Wahrnehmung innerer Bedürfnisse, sowie innerer Konflikte. Größere Fähigkeit zur Selbstreflexion, innere Distanz.
1c) Besserer Umgang mit negativen Gefühlen und bessere Bewältigung von inneren Problemen.
1d) Mehr innere Aufrichtigkeit und Echtheit. Größere Offenheit. Größere Gegenwärtigkeit.
1e) Größerer Realitätsbezug
1f) Mehr Selbstverantwortung
- Veränderung in Beziehungen
2a) Akzeptieren des Anderen, besseres Verstehen des Anderen
2b) Größere Aufmerksamkeit, Ernsthaftigkeit und Klarheit in der Interaktion
2c) Echtheit, Verzicht auf übertriebene Freundlichkeit
2d) Größere Sensibilität für die Qualität der Interaktion
2e) Größere Eigeninitiative in der Gestaltung der Beziehung
2f) Mehr Lockerheit in der Interaktion
2g) Größere Unverletzlichkeit
2h) Mehr Mut, sich selbst einzubringen
2i) Erweiterung des Freundeskreises
- Neues Verhältnis zum eigenen Körper
4. Befriedigung und Gewissheit, etwas Wichtiges für die persönliche Weiterentwicklung gefunden zu haben
5. Steigerung des künstlerischen Könnens
6. Veränderung des Lebensstils
Kurzfristige psychologische Veränderungen
- Größere Gegenwärtigkeit
- Größeres allgemeines Wohlbefinden
- Erinnerung verdrängter Gefühle
- Größere Selbsterkenntnis
- Größere Selbstsicherheit
- Dauerhafte physische Veränderungen
Veränderung in Haltung und Bewegung
- Mehr Bezug zum eigenen Körper und größere Sensibilität für den eigenen Körper
- Veränderung im Körperbefinden und Körperempfinden
- Schmerzbefreiung und –linderung
- Stimmliche Verbesserung
- Veränderung in der Atmung
- Geschärfter Blick für die Haltung und Bewegung anderer
- Veränderte Schlafgewohnheiten, besserer Schlaf
Kurzfristige physische Veränderungen
- Veränderte Körperempfindungen
- Größeres Wohlbefinden
- Veränderte Atmung
- Größere Müdigkeit
Psychotherapeutische Effekte
Die Alexander-Technik setzt Veränderungen in Gang, die einigen von Jahodas Kriterien für psychische Gesundheit entsprechen. (3/4 der Äußerungen)
Ergebnisse für Eutonie
Dauerhafte psychologische Veränderungen
- Bessere soziale Fähigkeiten, mehr „psychologisches Gespür“ im Umgang mit Menschen
- Größere Ruhe und Ausgeglichenheit, mehr Gelassenheit
- Bessere Bewältigung der täglichen Anforderungen
- Neue Zuversicht in sich selbst, positivere Einstellung zu sich selbst
- Geringere Verletzlichkeit, größere Unabhängigkeit, mehr Stehkraft
- Rückbesinnung auf sich selbst, Religiosität
- Bessere und neue Ausdrucksmöglichkeiten in der Kunst
Kurzfristige psychologische Veränderungen
- Größere körperlich-seelische Ausgeglichenheit, besseres Gesamtbefinden, größere Ruhe
- Rückbesinnung auf sich selbst, zu sich selbst zurückkommen, sich sammeln
- Bewusstwerden psychischer Probleme bis hin zum affektiven Ausbruch von Gefühlen
- Bessere soziale Fähigkeiten
- Größere Selbstbehauptung, mehr Widerstandskraft und Durchsetzungsvermögen
- Neues Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Zuversicht
Dauerhafte physische Veränderungen
- Neues Körperbewusstsein, neues Körpergefühl, größere Sensibilität für den eigenen Körper
- Veränderung in Haltung und Bewegung
- Schmerzbefreiung und –linderung
- Größere Aufmerksamkeit für die Haltung und Bewegung anderer
Kurzfristige physische Veränderungen
- Größeres körperliches Wohlbefinden, vitaler, körperlich entspannter
- Verändertes Körpergefühl
- Veränderte Atmung
- Größere Müdigkeit
- Schmerzbefreiung
- Bewusster für die eigene Haltung und Bewegung
Psychotherapeutische Effekte
Die Eutonie setzt Veränderungen in Gang, die einigen von Jahodas Kriterien für psychische Gesundheit entsprechen. (allerdings betreffen diese Veränderungen insbesondere 1/3 der Personen)
„Die Eutonie und die Alexander-Technik tragen dazu bei, 1. verdrängte psychische Konflikte bewusst zu machen und 2. die Selbsterkenntnis zu erweitern. Allerdings weisen die Antworten insbesondere der Probanden mit psychotherapeutischer Erfahrung darauf hin, dass die AT bzw. Eutonie als Behandlungsmethode für psychische und psychosomatische Störungen nicht ausreicht. Denn die Einsichten und Erkenntnisse psychischer Parallelen bleiben persönliche Erfahrungen des Einzelnen. Sie werden im Allgemeinen nicht im Rahmen der Eutonie- oder der Alexander-Technik-Stunden besprochen. Das bewusst gewordene Material muss deshalb, wenn es mit massiven psychischen Konflikten verknüpft ist, in einer zusätzlichen Psychotherapie bearbeitet werden. Die Alexander-Technik und die Eutonie können eine psychotherapeutische Behandlung nicht ersetzen, sie können jedoch, wie die Analyse der Interviews zeigte, den therapeutischen Prozess wesentlich unterstützen und auf ihre Weise zu einer Besserung der psychischen und psychosomatischen Störungen beitragen.“ (Deichelbohrer, 1983, S. 187f)